Absolutes Hoch- und Glücksgefühl gepaart mit tiefster Trauer

Hallo liebe*r Besucher*in,

es ist schon wieder ein wenig her, seit ich den letzten Beitrag hier verfasst habe. Leider habe ich zur Zeit halt nicht so viel zu berichten. Allerdings plane ich in Zukunft hier vielleicht einmal einen Schmink- und MakeUp-Workshop zu machen. Momentan fehlt mir dazu aber leider die Kraft, Lust und auch die Zeit.

Am 20.05.2017 ist gegen 08:30 Uhr morgens mein geliebter Vater verstorben und seit dem befinde ich mich in einem ganz extremen Wechselbad der Gefühle.

Einerseits bin ich so wahnsinnig glücklich, zufrieden und vor allem auch stolz darüber wie ich mich verändert habe in den letzten anderthalb Jahren. Dazu kommt die wohltuendste und schönste Beziehung, die ich bisher in meinem Leben hatte. Mit Michelle, meiner Lebensgefährtin habe ich eine Partnerin gefunden, die mich jeden Tag glücklich macht, die mich auffängt wenn ich falle oder mich festhält, wenn es mir einmal nicht ganz so gut geht, so wie jetzt.

Andererseits ist da eben die riesengroße, unbändige Trauer um meinen geliebten Vater, der mir alles in meinem Leben bedeutet hat, der immer zu mir gestanden hat, der immer für mich da war und mich mit allen Mitteln immer und immer wieder unterstützt hat.

Er war es, der damals als ich ungefähr sechs Jahre alt war und aus mir nicht mehr bekannten Gründen verschwunden und scheinbar unauffindbar war, eine Freundin der Familie ganz verzweifelt angerufen hat und zu ihr gesagt hat: „Hilfe, mein Alex ist verschwunden!“. Er sagte dies voller Verzweiflung und obwohl er ja noch einen leiblichen Sohn hatte der nur anderthalb Jahre jünger war als ich – Ich bin ja „nur“ adoptiert.

Er war es der mich damals als ich mit 16 von Zuhause abgehauen war und in Ravensburg die Zeche beim Wienerwald geprellt hatte, woraufhin ich von der Polizei einkassiert wurde, mich dort abgeholt hat und nicht mit mir geschimpft hat sondern einfach nur unglaublich froh war, mich wieder zu haben.

Er war es, der zu mir sagte als ich mein Coming Out hatte: „Uns ist es völlig egal, welchen Geschlechts Du bist, Hauptsache Du bleibst uns erhalten.“

Er war es, der mich auch finanziell immer und immer wieder unter die Arme gegriffen hat, zuletzt mit der Zahnarztrechnung für meine Zahnprothesen.

Ich bin über alle Maßen glücklich, dass ich ihm 5 Tage vor seinem Tod noch eine Email mit Bildern meines glücklichen, strahlend weißen Lächelns geschickt habe.

Ich bin so unglaublich froh, das ich ihm erst vor ungefähr zwei Monaten direkt Auge in Auge sagen konnte, was er mir wirklich bedeutet, wie lieb ich ihn habe und wie furchtbar und schwer es wäre, wenn ich ihn verlieren würde.

Ja, er war Herzkrank… er war vor etwa zwei Jahren in Sigmaringen in der Kerzklinik weil sein Herz nur noch ca. 27% Leistung brachte. Daraufhin hat er viele Medikamente bekommen und es ging ihm gut, er war auf dem Weg der Besserung und konnte wieder alles tun, wozu er Lust hatte.

Am Freitag den 19.05.2017 war er noch auf das Segelboot geklettert, das immer noch auf dem Trailer steht und bisher nicht zu Wasser gelassen worden war und hat dort oben die Sitzbänke frisch lackiert. Er fuhr jeden Tag 30 Kilometer mit dem Fahrrad, zusammen mit meiner Mutter und war fit und agil.

Dann legte er sich am Freitag Abend ins Bett und wachte am nächsten Morgen einfach nicht mehr auf…. Herzinfarkt irgendwann zwischen 8 Uhr und 9 Uhr am Morgen.

Lebe wohl, Papa. Ich liebe Dich! Ich hoffe sehr, Dir geht es nun besser, wo auch immer Du bist.

Deine Christin

 

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