Lange Pause, sehr viele Veränderungen, 17 Wochen HRT, eine sehr schwere Zeit
Hallo liebe_r Besucher_in!
Ja, da bin ich wieder! Am 15. August 2016 habe ich den letzten Beitrag hier geschrieben. Eine sehr lange Zeit ist vergangen und es gab sehr viele turbulente und auch traurige, schwere Erlebnisse, weshalb ich einfach nicht den Antrieb gefunden habe, etwas zu schreiben. Ich hoffe sehr, Dir ist es bedeutend besser ergangen wie mir.
Nun ist aber alles wieder im Lot und in Ordnung, ich bin wahnsinnig glücklich mit einer neuen Liebe und es geht mir wieder gut. So gut, das ich am liebsten alles was ich erlebt habe und was sich verändert hat, in die Welt hinaus posaunen möchte.
17 Wochen HRT, körperliche und psychische Veränderungen nicht mehr zu leugnen
17 Wochen ist es nun her, seit dem ich meine gegengeschlechtliche Hormonersatztherapie begonnen habe. Start war der 23.06.2016.
Am 15. August, also nach 7 Wochen, schrieb ich bereits von Veränderungen die sich vor allem im Gesicht abgezeichnet haben. Außerdem begannen damals auch meine Brustwarzen zu schmerzen, die ganz normalen Berührungsschmerzen eben, die jedes junge Mädchen in ihrer Pubertät während des Brustwachstums durchmachen muss.
Nun sind seit dem schon wieder (fast) 10 Wochen vergangen und die Veränderungen lassen sich nun langsam tatsächlich nicht mehr leugnen:
Ich benötige zum Beispiel nun seit gut vier Wochen keine Brustprothesen oder Einlagen mehr! Ich trage nur noch einen simplen Push-Up-BH in der Größe 100A und man sieht sich die Brust bereits sehr deutlich über der Kleidung abzeichnen. Es haben sich zwei Hügelchen gebildet, die ungefähr der halben Größe von A-Körbchen entsprechen (AA?).
Unterhalb der Brustwarzen haben sich bereits die Milchdrüsen entwickelt und man kann sie ganz leicht ertasten.
Die Berührungs- oder Wachstumsschmerzen sind nach wie vor da und ich nehme einmal an, dass sie so schnell auch noch nicht verschwinden werden.
Es ist recht witzig, wie man sich erst an eine Brust gewöhnen muss:
Wenn ich beispielsweise mit meinem Arm nach oben gehe um mir mit einer Hand durch die Haare zu fahren, kollidiere ich regelmäßig mit diesem neuen, leicht hervorstehenden Körperteil und zucke dann jedes Mal leicht zusammen, zum Einen wegen der leichten Schmerzen, zum Anderen auch – Nun, weil es eben ungewohnt ist.
Das Gesicht hat sich noch etwas mehr verändert und ich finde, es wird immer weiblicher. Oben rechts findest Du einen Link zu meinen „HRT Vergleichsbildern“. Dort kannst Du die Veränderungen meines Gesichts vergleichen.
Es ist echt merkwürdig und ein wenig unangenehm, mich so ungeschminkt zu zeigen und Dir mich so zu präsentieren. Aber ich wollte Dir ja meinen Verlauf so detailreich wie möglich zeigen und habe nicht vor, damit aufzuhören.
Psychische Veränderungen gibt es auch und darüber bin ich wirklich erstaunt. Ich war zeit meines Lebens immer Pan-sexuell, mir war also das Geschlecht völlig egal, hatte aber ein bestimmtes Beuteschema, das sich doch mehr an hübschen, jungen Frauen orientierte.
Seit einigen Wochen merke ich jedoch, wie sich mein Blick verändert und ich immer mehr hin zum männlichen Geschlecht tendiere. Grundsätzlich ist mir das Geschlecht meines Partners oder Partnerin immer noch völlig egal. Aber der erste Blick, das erste Interesse richtet sich immer mehr Richtung männliches Geschlecht. Das finde ich sehr faszinierend.
Mein ganzer Körper verändert sich langsam und ich liebe jede einzelne Veränderung. Ich bekomme langsam eine richtige Taille, meine Oberschenkel sind schon sehr verweiblicht, habe also bereits diese typische Figur: Hüfte recht breit, Oberschenkel etwas schmaler und Richtung Füße wird es immer schmaler und dünner.
Es ist alles sehr, sehr spannend und faszinierend und ich genieße jede, noch so kleine Veränderung die mir auffällt. Aktuell habe ich den Eindruck, ich kann meiner Brust beim wachsen zuschauen. Ich weiß allerdings auch, das es hier natürlich Wachstumsschübe gibt, aber auch völligen Stillstand. Auch hier heißt es immer wieder und auch noch nach 17 Wochen Hormone: Geduldig sein!
Die letzten 6 oder 7 Wochen bis vor anderthalb Wochen waren sehr, sehr schwer
Tja, dies war der Hauptgrund, wieso ich hier nichts schreiben konnte. Ich saß einfach nur Zuhause auf der Couch und habe nur stundenlang die Wand angestarrt. Null Antrieb, null Hoffnung, null Irgendwas.
Ich hatte eine wirklich sehr schwere Zeit voller Depressionen, ja sogar mit Suicid-Versuch am 06.10.2016.
Am 07.10.2016 bin ich unter Tränen völlig aufgelöst und verzweifelt zu meiner Psychotherapeutin gegangen und habe sie angefleht, mich in die geschlossene Psychiatrische Klinik einzuweisen.
Der Grund für all das? Eine Frau…
Inzwischen habe ich meine neue Liebe kennengelernt und ich bin wieder sehr, sehr glücklich, habe wieder einen riesen Sack voller Hoffnung, nicht zuletzt auch wegen meiner eigenen Veränderungen und Erfolge (Siehe auch die nächsten Punkte) und schaue wieder guten und frohen Mutes in die Zukunft. Ich habe endlich wieder die Kraft, meinen Haushalt zu schmeißen und mich um mich zu kümmern.
Danke Michelle! <3
Neue und einzige Selbsthilfegruppe für LGBTQI im Umkreis von über 100km gegründet
Du weißt sicher, das ich bereits seit April 2016 in einer Selbsthilfegruppe für Transgender in Dornbirn (Österreich) bin. Ich bin sicher, ich habe dies irgendwann schon einmal erzählt.
Die Leute dort sind extrem nett, sehr herzlich und freundschaftlich, wir alle haben das gleiche Problem ob nun von Mann zu Frau oder andersherum.
Dieser Zusammenhalt in dieser Gruppe, dieses freundschaftliche, tolle, familiäre Klima, der Spaß den wir bei den Treffen haben, all das hat mich dazu veranlasst, mich in meiner Nähe (westlicher Bodeenseeraum um Stockach, Überlingen, Konstanz, Singen, etc) ebenfalls nach einer Selbsthilfegruppe um zu sehen.
Ich werde natürlich weiterhin jeden dritten Freitag im Monat zu dieser SHG in Dornbirn gehen, da ich hier sehr viele Freunde und meine neue Liebe kennengelernt habe. Aber mich hat es interessiert, ob es in meiner Nähe auch so etwas gibt.
Nun, bis auf einen Transgender-Stammtisch der sich einmal im Monat in Markdorf in der Öffentlichkeit in einem Restaurant trifft, gab es bei uns bis dato absolut gar rein nichts Vergleichbares.
Also erkundigte ich mich in einem größeren Umkreis und ich fand tatsächlich erst die nächsten Selbsthilfegruppen in Ulm, bzw. in Freiburg im Schwarzwald.
Da stand für mich plötzlich fest: Moment, all die Transgender die ich übe Facebook kennengelernt habe und die hier unten im Hegau, bzw. westlichen Bodenseeraum wohnen, haben keine Anlaufstelle, keine Selbsthilfegruppe, keine Möglichkeit sich, außer über Facebook, auszutauschen oder nach Hilfe zu suchen.
Das musste ich ändern!
Also registrierte ich kurzerhand die Domain shg-hegau.de, setzte eine schicke aber einfache Webseite auf und kündigte das erste Treffen der neuen und einzigen SHG für Transpersonen im Umkreis von 100km für den 14.10.2016 an.
Inzwischen fand dieses Treffen statt und mit 5 Teilnehmern war es ein voller Erfolg. Die Werbung läuft, und die Unterstützer finden sich langsam, um das Projekt bekannter zu machen und weiter auszubauen.
Die SHG Hegau, also das Treffen der Selbsthilfegruppe findet immer jeden Zweiten Freitag im Monat statt, das nächste Mal also am 11.11.2016, ab 19:00 Uhr. Die Räumlichkeit befindet sich in Radolfzell in der Regiment-Piemont-Straße 7, in den Räumen der ideenWerkstatt Radolfzell.
Bei Interesse für Teilnahme an den Treffen oder auch bei Fragen, Anregungen oder Kritik, bitte die Webseite der Trans* SHG Hegau besuchen und das dortige Kontaktformular verwenden.
Termin für Anhörung bezüglich VÄ/PÄ steht fest
Ich sprach vorhin von meinen Erfolgen und den Fortschritten, die ich in der letzten Zeit verbuchen durfte und die mich wahnsinnig glücklich machen.
Wie Du weisst, war ich am 15. August gerade dabei, meine Vornamens- und Personenstandsänderung, die VÄ/PÄ, zu beantragen und hatte die Termine für die Gutachten bekommen.
Diese Termine haben inzwischen stattgefunden und zumindest bei einer Gutachterin, Frau Sandholz aus Freiburg, weiß ich hundert prozentig, das es auch positiv ausgefallen ist. Bei der anderen Gutachterin, Frau Dr. Hetzler-Rusch in Konstanz, war ich mir da nicht so ganz sicher.
Die Gutachten sind inzwischen beim Amtsgericht Konstanz eingetroffen und nachdem ich das ganze letzte Wochenende bei meiner Liebsten in Österreich verbracht habe, kam ich gestern Abend erst wieder nach Hause, öffnete den Briefkasten und fand darin einen Brief vom Amtsgericht Konstanz!
Der Termin für die Gerichtsanhörung ist schon am 03.11. in Konstanz!
Laut vieler Stimmen, die das Ganze bereits durchgemacht und abgeschlossen haben, wird man da meist nur gefragt, ob der neue Name richtig ist und darf dann sehr schnell wieder gehen. Nach vier bis fünf Wochen sollte dann der vorläufige Beschluss kommen und nach nochmal drei bis vier Wochen dann der rechtskräftige Beschluss. Wenn ich Glück habe, habe ich ein ganz tolles Weihnachtsgeschenk!
Vorgespräch für die GaOP bei Dr. Lidl gehabt
Was Du noch nicht weißt ist, das ich vor zwei Wochen etwa bei Dr. Lidl angerufen habe, um einen Termin für das Vorgespräch zur abschließenden, geschlechtsangleichenden Operation (GaOP) zu vereinbaren.
Dieser Termin fand am 24.10.2016 in München Bogenhausen statt und war sehr angenehm und informativ.
Natürlich informiert man sich zu diesem Thema im Laufe der Monate und Jahre die man diesen Weg geht, mehr als ausführlich selbst, schaut sich Vorträge und Operations-Videos auf Youtube an, und und und. So war es nicht verwunderlich, das man mir nichts Neues erzählen konnte, trotzdem war es sehr informativ und angenehm.
Uns, meiner neuen Lebensgefährtin Michelle, die mich begleitet hat und mir, wurden Fotos der Operation und vor allem auch von Ergebnissen gezeigt und unsere Fragen wurden zur Zufriedenheit beantwortet.
Mein Entschluss, mich von Herrn Dr. Lidl in München-Bodenhausen operieren zu lassen, steht nun unumstößlich fest.
Im Übrigen geht ein Gerücht herum, das Dr. Lidl, wie auch Dr. Schaff, inzwischen auch die sogenannte „Kombinierte Methode“ verwendet. Dies ist leider nicht so. Um genau zu sagen, wusste man mit dem Begriff der „Kombinierten Methode“ nicht einmal etwas anzufangen.
Dr. Schaff verwendet einen Teil der Harnröhre um das Innere der Vagina auszukleiden und so für Feuchtigkeit bei Erregung zu sorgen. Dies macht Dr. Lidl NICHT, einfach aus dem Grund, weil der vordere Teil der Harnröhre der dazu benutzt werden kann, gar nicht die entsprechenden Drüsen enthält, die für diese Feuchtigkeit sorgen könnten. Diese Feuchtigkeit, der sogenannte Liebestropfen, kommt von viel weiter hinten, tiefer in der Harnröhre liegenden Drüsen in einem Teil der Harnröhre, der natürlich als ganz normale Harnröhre auch weiter verwendet wird.
So, dies soll es erst einmal wieder gewesen sein für heute.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen und solltest Du auf dem Gleichen Weg sein wie ich, viel Erfolg und viel Glück auf Deinem Weg!
Liebe Grüße
Christin
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